Donnerstag, 28. Februar 2013

Tag 3 - Ice Road Walker



114 / 79 mm Hg – BMI 29.6

Das glaubt mir doch kein Mensch! Ein solcher Erfolg am 3. Tag??

Aber es ist wirkich wahr, und es motiviert mich total. Ich meine, man darf nicht vergessen, dass ich unter ziemlichem Medikamenteneinfluss stehe, aber wenn das Walking bei mir wirklich soooo gut anschlaegt, dann besteht ja vielleicht der leise Grund zur Hoffnung, dass ich beim naechsten Besuch bei Dr. D nicht MEHR sondern vielleicht WENIGER Medikamente nehmen muss...

Das klingt verwegen. Aber wie gesagt, ich bin hoch motiviert. 

So sehr, dass ich heute sogar trotz “Winterstorm-Warning” losmarschiert bin. Auf meinem Hinweg die Landstrasse entlang war alles noch im gruenen Bereich, auf dem Rueckweg erwischte mich eine Art Graupelschauer. Ergebnis war eine vereiste Vorderfront.


Das war weiter nicht so schlimm, wenn man mal von den Piksern auf der Gesichtshaut absieht, aber die zunehmend rutschiger werdende Strasse war gefaehrlich. Ich brauche einen Plan B fuer schlechtes Wetter.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Tag 2 - Mit Domian im Sonnenaufgang



148 / 92 mm Hg – BMI 29.8

Ich habe mir ueberlegt, dass es wohl am besten funktioniert, wenn ich nicht lange ueberlege. Also gar nicht darueber nachdenken, ob ich gerne walke oder wie das Wetter ist… Nein. Einfach aufstehen, Klamotten an und los. Mindestens eine halbe Stunde jeden Morgen. Dann hat man es hinter sich und den Rest des Tages noch vor sich. Das ist mein Plan.

Ich liebe Juergen Domian. Natuerlich hauptsaechlich wegen seiner Telefon-Talk-Sendung Domian, die mir in den letzten Monaten schon den ein oder anderen langweiligen Arbeitstag versuesst hat. Warum also nicht auch beim Walking. Die Sendungen gibt es als Podcast und eignen sich prima als Zerstreuung beim Marschieren auf der Landstrasse. Und damit ich auch mitbekomme, wenn auf unserer Strasse doch mal ein Auto kommt, benutze ich nur einen Ohrstoepsel. Perfekt. Wie im Flug war ich fast eine Stunde unterwegs heute morgen. Ich glaube, ich rufe mal bei Domian an und bedanke mich fuer seine Unterstuetzung ;-)


Tag 1 - Aller Anfang ist schwer



169 / 92 mm Hg – BMI 30.0

Als ich gestern abend von Dr. D nach Hause kam, habe ich zuerst einmal meinen guten Freund das Internet zu Rate gezogen. 
Wow, da gibt es eine ganze Menge Interessantes ueber die Hypertonie zu lessen. Vor allem war ich erstaunt darueber, wie viele Menschen betroffen sind. 20 Millionen Deutsche, jeder 2 erwachsene Mann und jede 10 erwachsene Frau leiden unter zu hohem Blutdruck.

Wo seid ihr alle?? Kennt Ihr Eure Blutdruckwerte??

Bisher kam ich mir damit immer ziemlich einsam vor, denn ich kenne nur eine handvoll mittelalter Herren mit hohem Blutdruck, aber in der Damenwelt scheine ich allein auf weiter Flur.

Ich habe nach einem natuerlichen Wundermittel gesucht, sowas wie Misteltee, den man einmal taeglich trinkt und dann ist alles gut. Aber soetwas gibt es  natuerlich nicht.
Alles was man liest laeuft auf Bewegung und Lebensumstellung heraus. Das hatte ich befuerchtet. :-(

Ich bin physisch ziemlich faul und sitze am liebsten auf der Couch oder am Schreibtisch. Ich mag auch kein Gemuese, dafuer aber sehr gerne Schokolade und Rotwein.

Ich bewundere Menschen, die einen Marathon laufen koennen, aber fuer mich waere das undenkbar.

Aber es nuetzt nichts, wenn ich die Chemiekeule vermeiden will, muss ich meinen Allerwertesten Bewegen und mir auch ansonsten ein paar Gedanken machen. Ich muss einen Weg finden, das Nuetzliche und Gesunde mit dem Angenehmen zu verbinden.

Also startete ich den heutigen Tag mit walking.
Walking ist mein Mittel der Wahl, zumindest fuer den Anfang. Dieses kurze Video hat mich darin bestaerkt und so war meine erste Tat des Tages ein flotter 50 minuetiger Spaziermarsch bei minus 10 Grad und strahlendem Sonnenschein.

Es war nur schwierig bis ich unterwegs war. Dann hat es sogar ein bisschen Spass gemacht und als ich zurueck kam hat es sich toll angefuehlt.

Die Vorgeschichte



Seit der alljaehrlich Arzttermin ansteht war mir klar, dass es ein Problem geben wird.
Mein Blutdruck ist zu hoch.
Ich weiss das schon seit ein paar Tagen, denn ich habe mit meinem Doc die Vereinbarung, dass ich regelmaessig meinen Blutdruck selber messe und darueber Buch fuehre.
Nun kommt es darauf an, wie man den Begriff „regelmaessig“ versteht. Auch in „jedesmal-kurz-vor-dem-Arztbesuch“ ist ganz ohne Zweifel eine Regelmaessigkeit zu erkennen und bisher bin ich damit auch immer ganz gut durchgekommen. Ich hasse es, wenn ich irgendwoanders, sei es beim Arzt, im Krankenhaus oder gar im Drugstore, den Blutdruck gemessen bekomme und ich kann es noch waehrend das Hoellengeraet pumpt, an meiner Kopfhaut (ja wirklich!) spueren, wie er steigt, der kleine Teufel in meinen Adern.
Dann kommen Werte jenseits von Gut und Boese heraus und der Messende hat dann immer direkt Bedenken, dass ich mich in selbiges verabschieden koennte.
Also: besser vermeiden.
Es war ein hartes Stueck Arbeit, bis ich meinem sehr jungen Arzt -und ich meine wirklich SEHR jung- von meiner „Weisskittelphobie“ ueberzeugen konnte, und es bedurfte einiger Vergleichsmessungen mit meinem und seinem Geraet, einer 24-Stunden-Messung und einem neuen modernen Oberarm-Messgeraet, bis wir zu der o.g. Vereinbarung kamen.
Ich bin 46 Jahre alt und muss seit 20 (!) Jahren -Oh mein Gott! Sind es wirklich 20 Jahre??-  blutdrucksenkende Medikamente nehmen.
Zuerst nur mal kurz nach der Zwillings-Schwangerschaft. Die durfte ich dann aber nach einer Erholungsphase wieder absetzen. Aber ein paar Jahre spaeter war es dann nicht mehr zu umgehen und so nahm ich morgens mein Tablettchen und gut war es. Nebenwirkungen waren weiter keine zu bemerken und der Blutdruck war auch OK. Ich musste damals kein schlechtes Gewissen haben. Nicht dass ich besonders uebergewichtig gewesen waere. Ich hatte damals einen BMI von ca. 26, also durchaus normal. Ich habe zwar geraucht, aber dennoch hatte ich die beste Entschuldigung ueberhaupt: Meine genetische Veranlagung. Schliesslich hat mein Papa auch seit fruehester Jugend einen hohen Blutdruck und den habe ich nunmal geerbt.
Und da kann man gar nix machen.
Ach, ist das nicht herrlich, wenn man sich einfach so seinem Schicksal ergeben kann, ganz entspannt weiterrauchen kann und sich keine Gedanken ueber Sport und/oder Ernaehrungsumstellung machen muss. Denn ICH kann ja gar nichts dafuer und somit kann ich auch gar nichts dagegen machen.
Und so lebte ich die letzten 20 Jahre mit meinen Medikamenten, die sich langsam aber sicher alle paar Jahre vermehrten, genau wie die Kilos, die sich auch noch ausgerechnet rund um meine Guertellinie und am Bauch am wohlsten fuehlen.
Mit 30 habe ich es (fuer mich sehr ueberraschend) geschafft, mit dem Rauchen aufzuhoeren. Das war dringend notwendig, denn ich habe wirklich viel geraucht. Nach vielen Fehlversuchen mich von dieser unangenehmen Sucht zu befreien, als ich schon selbst nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich es tatsaechlich einmal bleiben lassen koennte, geriet ein Buch in meine Finger. Das las ich, drueckte die letzte Kippe aus und das war’s.
Keine Ahnung, warum und wieso es ploetzlich ging, aber ich hatte seither nie wieder Lust auf eine Zigarette. Ich war nicht uebellaunig oder gestresst und ich habe auch nicht zugenommen – zumindest nicht unmittelbar.
Ein Wunder! „Danke“ wem auch immer ich das zu verdanken habe.

Mit 35 gab es einen gravierenden Einschnitt in meinem Leben. Ich fuehlte einen Knoten in meiner linken Brust, der sich als Brustkrebs herausstellte. Es folgten OP, Chemo, Bestrahlung und eine fast 2-jaehrige Anti-Hormon-Therapie, die mir in der Bluete meines Lebens (haha...) kuenstliche Wechseljahre bescherte.
Immerhin, ich durfte gesund und koerperlich unversehrt weiterleben, und da nimmt man auch die „Hot-Flashes“ (ploetzliche Schweissausbrueche) in Kauf. Diese kleinen Feuerschuebe, die sich hauptsaechlich im Oberkoerper und im Kopf abspielen begleiten mich seither mal mehr mal weniger intensiv, aber sie sind eigentlich immer da. Mittlerweile sind meine Hot-Flashes und ich in ein Alter hineingewachsen, in dem auch meine weibliche Umwelt weiss, was los ist, wenn ich im Winter bei minus 20 Grad wie ein Rennpferd dampfend im T-Shirt vor der Haustuere stehe ;-).
Aber: Ich beschwere mich nicht, es ist wie es ist und vor allem: es haette viel schlimmer kommen koennen.

Nur mein Blutdruck, der fand diese kuenstlichen Anti-Hormongaben gar nicht witzig und stieg direkt mal so heftig, dass die Dosis wieder erhoeht werden musste. Gottseidank hatte auch das ja nichts mit mir persoenlich zu tun. Da gab es ja auch wieder einen triftigen Grund, an dem ICH NICHTS MACHEN KONNTE.
BMI damals immer so zwischen 29-34, also ziemlich moppelisch.

Kurz vor meinem 41. Geburtstag bin ich mit meiner Familie nach Kanada umgezogen. Und hier ist alles anders, vor allem das Gesundheitssystem, in das ich mich direkt stuerzen musste, denn ich brauche ja neben meiner jaehrlichen Brustkrebsnachsorge auch meine Blutdruckmedikamente. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis wir hier einen Hausarzt hatten und bis dahin geht man in eine „After-Hour-Klinik“, ohne Termin, sitzt solange bis man dran ist und sagt dann einem fremden, immer wechselnden Mediziner was man braucht und bekommt es dann ohne Probleme (zumindest was Blutdruckmedikamente angeht).
So vor etwa 3 Jahren wurden wir dann unserem „Family-Doctor“ zugewiesen und der oben beschrieben Kampf ging los. Dr. D. war zu dieser Zeit zarte 28 (!) Jahre alt und sehr gewissenhaft.
Ergebnis damals: direkt erst mal neue Tabletten in hoeherer Dosis.
Alles hatte sich nach einer Weile soweit ganz gut eingespielt und so gehe ich nun 1x im Jahr zu dem netten Dr. D., zeige ihm mein Heftchen mit den Blutdruck Daten und bekomme mein Rezept.
So auch in diesem Jahr, dachte ich, und fing letzte Woche an, das Blutdruckgeraet zu suchen. Dann kam der Schock: Utopische Werte. Egal wie oft ich gemessen hatte, er war zu hoch. Und zwar ganz gewaltig.
Sofort fielen mir alle moeglich Gruende ein, warum das so sein koennte.

·         Habe ich mich etwa zusehr ueber den Anblick des Messgeraetes aufgeregt?
·         Habe ich nicht lange genug still sitzend gewartet, bevor ich gemessen habe?
·         War der private Stress der letzten Monate zu viel fuer mich?
·         Habe ich zuviel gearbeitet?

Wie auch immer. Spitzenwert bei meiner Messung war 170/110 mm Hg und das nicht nur einmal sondern eigentlich wenn ich ehrlich bin dauernd. Mein Liebster schaute mir ueber die Schulter und reagierte mit einem „Boah, das sind ja wirklich total hohe Werte“ was ihm fast eine Beule, hervorgerufen durch ein fliegendes Blutdruckmessgeraet einbrachte.

Als der erste Schreck vorueber war, habe ich mich dazu entschlossen, Dr. D. die Wahrheit zu sagen und alleine dieser Entschluss bzw. dieser Gedankengang ist schon krass.
NATUERLICH muss ich meinem Arzt die Wahrheit sagen. Wem nuetzt es, wenn ich falsche Zahlen aufschreiben und dann einen Herzinfakt oder Schlaganfall bekomme? Aber der Gedanke an weitere Medikamente schreckt mich diesmal total.
Irgendwie hat es mir schon immer etwas ausgemacht, wenn die Dosis erhoeht wurde, aber irgendwie habe ich es auch immer recht schnell akzeptiert und gar nicht erst versucht, etwas anderes dagegen zu unternehmen – wie denn auch, bei meiner genetischen Veranlagung und den boesen Wechseljahren??

Aber diesmal bin ich nicht bereit, die Kroete zu schlucken.
Liegt es daran, dass man aelter wird und einem bewusst wird, wie wichtig die Gesundheit ist?
Was sagt meine Leber dazu, wenn sie noch mehr Chemie verarbeiten muss?
Treten diesmal vielleicht doch Nebenwirkungen auf? Habe ich schon welche? Ich meine ein Pulsschlag von 46 die Minute ist nicht gerade der Brueller, oder?
Aber vielleicht gibt es ja in der Zwischenzeit neue Medikamente. Ganz etwas anderes. Etwas, was mein Koerper noch nicht kennt und deshalb super darauf reagiert...
Ich bin also mit meinen Aufzeichnungen zu Dr. D. der die junge Stirn sorgenvoll in Falten legte, als er die stattlichen Zahlen sah.
Es gibt natuerlich kein neues Wunder Medikament und letztenendes bliebe nur, die Dosis weiter anzuheben.
ICH WILL DAS ABER NICHT! Also schlug ich ihm einen Deal vor:
Ich habe noch fuer einen Monat meine aktuellen Medikamente zu Hause. In diesem Monat werde ich versuchen, meinen Blutdruck postiv zu beeinflussen und runter zu bekommen. Ich messe regelmaessig, schreibe alles auf und habe in genau 4 Wochen den naechsten Termin bei Dr. D. Darauf liess er sich bereitwillig ein.

30 Tage als Startschuss in ein gesundes Leben. Los geht‘s